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von Mutter zu Mutter – Muttertagsbrief

Ich habe diesen Brief vor ungefähr drei Jahren (kurz nach der Geburt meines 1. Sohnes) begonnen zu schreiben. Erst nach der Geburt meines Sohnes wurde mir bewusst, wie dankbar ich meiner Mutter für einfach alles bin. Der Wunsch selbst einmal Kinder zu haben bestand immer. Ich wollte eine junge Mutter sein, wie meine Mama, und mit meinen Kindern viel erleben. Heute habe ich endlich die Zeit gefunden die Zeilen zu vervollständigen, den Brief zu Ende zu schreiben.

Zuerst wollte ich ihn nur an meine Mutter schreiben, aber mir wurde bewusst, dass viele Dinge, die mich bewegen, allgemeine Gültigkeit haben.

Schon in der Schwangerschaft fängt die Liebe einer Mutter an. Wie oft wandert die eigene Hand über den wachsenden Bauch? Alles ist noch neu, aufregend und ungewohnt, trotzdem ist da von Anfang an eine Verbindung zu dem heranwachsenden Leben. Man kann die Zeit bis zur Geburt des zwar vertrauten, doch noch unbekannten Wesens kaum erwarten. Die Begleitpfunde, die eine Schwangerschaft so mit sich bringen, hofft man bald nach der Geburt wieder zu verlieren. Diese Hoffnung begleitete auch mich. So groß die Erwartung und Freude auf die Geburt ist, so sehr plagt einen die Ungewissheit und Angst vor dem, was da wohl auf einen zukommt. Niemals aber hatte ich mir erträumt, dass Mama-Sein ein 24 Stunden Job ist! Rund um die Uhr ist man selbstverständlich für sein Kind da, und das wird sich auch nicht so bald ändern.

Der permanente Schlafentzug ist die ersten Wochen nach der Geburt, aufgrund des sich umstellenden Hormonhaushaltes, durchaus tragbar. Nach fast einem Jahr dieses Zustandes aber erkennt man sein eigenes Spiegelbild fast nicht wieder! Augenringe, Falten, graue Haare! Diese Dinge hat man bei der eigenen Mutter damals natürlich nicht bemerkt und es wurde auch nie thematisiert. Das Spiegelbild wird immer untrüglicher, Concealer und Co kommen zum Einsatz, um zu retten, was zu retten ist. Man lächelt tapfer weiter, um die Wette mit dem Nachwuchs.,

Warum wir uns so schnell für ein zweites Kind entschieden haben, wundert mich nicht selten. Mein Lebensgefährte und ich schlafen – damit wir zumindest ein paar Stunden Schlaf am Stück bekommen – fast durchgehend in getrennten Zimmern – jeder mit einem Kind. Wenn wir dann endlich einmal die Zeit und Energie für Zweisamkeit hätten, schreit mit Sicherheit eines unserer Kinder. Ich habe keine Ahnung, ob ich diese Dinge auch irgendwann vergessen werde, aber eines ist sicher – unsere Kinder nehmen von all dem nichts wahr.

Mir wurde bewusst, dass ich die Kraft aufbringen muss, etwas für mich persönlich zu tun, um nicht im Schlabberlook oder angespuckter Kleidung zu versumpern. Es ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für meine Kinder und die Partnerschaft. Die Kinder lernen so, nicht nur ihre eigenen Bedürnisse zu befriedigen, sondern beginnen auch der Mutter einen Freiraum zuzugestehen. Üben und Lernen ohne Ende. Mütter zeigen ihre Liebe ständig, sie tragen ihre Kinder nächtelang umher, sie sitzen an ihren Bettchen und halten ihre Hände bis sie schlafen, sie stellen ihre eigenen Bedürfnisse oft hinten an. Es ist eine besondere Form der Liebe, eine Liebe ohne Erwartung.

Meine, vielleicht für viele etwas übertriebene, Liebe zur Ordnung und Sauberkeit macht mir persönlich das Leben nicht immer leichter. Nachdem ich fünf mal gesaugt habe, und schon wieder alles voller Brösel ist, drücke ich den Kindern den Staubsauger in die Hand, in der Hoffnung, dass sie beim Herumspielen auch etwas erwischen. Das tägliche Fensterputzen hat sich mittlerweile auf einmal in der Woche reduziert, und die Kinder dürfen die Scheiben bemalen (die Dapscher weichen der Kinderkunst). Auch mein sonst eher minimalistischer, in weiß gehaltener Wohnstil ist mittlerweile etwas bunter und kindgerechter geworden. Mein Auto war, bevor ich Kinder hatte, mein Heiligtum. Mittlerweile wird es für jeden Mitfahrer zu einem Erlebnis, denn um Platz zu nehmen muss man den Sitz von Essensresten, Spielzeug und dergleichen befreien. Von weißer oder heller Kleidung ist abzuraten, da Überraschungen nicht ausgeschlossen sind.

Aufgrund all dieser Erfahrungen und Umstände, die ich seit meinem Muttersein erlebe, wird mir immer bewusster, dass es meiner Mutter ganz bestimmt nicht viel anders erging als mir heute. Meine Schwester und ich waren auch keine Kinder von Traurigkeit und waren sicher auch für die eine oder andere Falte oder einem grauen Haar verantwortlich. Umso mehr weiß ich alles, was Mütter für ihre Kinder tun, immer mehr zu schätzen. Ihre Liebe ist in Allem was sie tun gegenwärtig, egal ob es ein offenes Ohr ist, das Lieblingsessen, oder einfach nur ein gut gemeinter Rat. (Auch wenn wir ihn in dem Moment nicht hören wollten.)

DANKE MAMA, dass ich immer auf dich zählen konnte und immer noch kann.

DANKE MAMA, für die schöne Kindheit.

Ich möchte mich auch für das Vertrauen, das du immer in mich gesteckt hast, bedanken, egal was ich vor hatte oder ausprobieren wollte, du warst an meiner Seite.

Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber wir respektieren uns und versuchen den Anderen so zu akzeptieren wie er ist. Ich kann mich noch gut an Sätze wie:” Wenn ich Mama bin, mache ich alles anders!” erinnern und muss gestehen, dass ich jetzt, wo ich selber Mama bin, ehrlich sagen muss, dass du, liebe Mama, einen sehr guten Job geleistet hast!

 

Eure Charlie – Siesein ambassador

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